Komfort-Zone.
Komfort-Zone?
Wie gut gelingt es uns, den Trampelpfaden des Gewohnten und den Versuchungen unhinterfragter Rituale zu widerstehen?
Was macht die digitale Welt mit uns?
Kippen wir öfter als früher in den schnellen Hüftschuss des „Entweder/Oder“ – genau so wie in die Selbstverständlichkeit des Null und Eins, des Schwarz und Weiß?
Oder gelingt es uns doch noch immer, die heilsame Wirkung eines „Sowohl/Als auch“ zu entfalten?
Auf meinem beruflichen und privaten Radar blinken die irrlichternden Punkte der Veränderung.
Manchmal spielerisch-ermutigend, manchmal drohend-gefährlich.
Eine gesundheitliche Zwangspause im Sommer machte mich sensibel, vielleicht ein neues Coaching-Produkt zu entwickeln: Kommunikation für Ärzt*innen.
Eine Empathie-Dosis, intravenös für Menschen, die in der Lektüre von Befunden und der Analyse bildgebender Berichte steckengeblieben sind.
Dabei ist doch der einfühlende Kontakt mit den Patient*innen eines der letzten Reservate, mit denen sich die Ärzt*innen vom technisch scharfsichtigeren Algorithmus unterscheiden können.
Kluge und kreative Menschen erzählen mir von Perspektiven, in denen die KI standardisierte Antworten auf Coaching-Bedürfnisse von Klient*innen liefert.
Hier – spätestens – könnte ja mein eigener beruflicher Alarm anspringen.
Noch bleibt die Schaltzentrale ruhig. Noch. Denn wenn einmal Klient*innen glauben, mit vorgefertigten (von „echten“ Coaches geklauten) Antworten zufrieden sein zu können, wird es eng.
Solange das menschliche Einfühlungsvermögen und die lösungsorientierte Kreativität ihren Wert behalten – und solange dieser Wert von menschlichen Profis gepflegt wird – kann so ein Coaching-Bot innerhalb seines technischen Rahmens nützliche Dienste für beraterische Stangenware leisten.
Blitzlicht: Ich beobachte in Unternehmen, deren Produkte von menschlich-kreativem Input abhängig sind, eine wachsende Sensibilität für das Miteinander in 3D. Was der gesunde Menschenverstand (in Österreich: Hausverstand) schon eine Weile flüstert, wird jetzt sichtbar:
Es tut einfach gut, einmal schnell aufzustehen, zum/r Kolleg*in rüberzugehen und zu sagen: „Du, ich hab mir da was ausgedacht, magst Du es Dir schnell einmal anschauen?“
Auch hier: Es geht nicht um „Entweder Home-Office“ oder „Anwesenheitspflicht in 3D“.
Sondern um das Sowohl/Als auch und das Verlassen argumentativer Betonplatten.
All das könnte in Arbeit ausarten.
Wenn wir uns dieser wohltuenden Mühe nicht unterziehen und in die schwarz/weißen Reflexe rutschen, wird es sehr ungemütlich.
Im Denken, im Arbeiten, im Miteinander, in der Wirtschaft, in den Familien, in der Politik, im Zwischenmenschlichen.