Der Aufklärung geht es schlecht.
„Habe den Mut, Dich Deines Verstandes zu bedienen.“
„Befreie Dich aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit.“
„Trenne die Botschaft von der Person und lasse das Wort eines Adeligen gleich wichtig sein, wie das eines Bauern.“
Diese und andere tragende Säulen von Humanität und Universalität werden mit großer Beharrlichkeit ignoriert und sogar angegriffen.
Vom Rassismus und Chauvinismus des Faschismus und sogar vom Tribalismus der Wokeness.
Die Aufklärung ist anstrengend. Sehr sogar.
Sie verlangt schmerzhafte Disziplin im Diskurs.
Sie strebt nach Gerechtigkeit. Nicht nach Rache.
Sie will nicht die eine Diskriminierung durch eine andere ersetzen.
Sie hat ihre Essenz in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Dem Universalismus.
Sie geht davon aus, dass ich – wenn ich etwas bewegen möchte – zuerst mich selbst bewegen soll.
All das ist nicht nur von alten weißen Männern erdacht worden. Aufklärung ist ein Prozess, der Ergebnisse bewirkt und keine Privilegien. Der Lohn dieser Anstrengung ist Fortschritt und Wertschätzung.
All das steht nun schwer unter Beschuss.
Durch Opfer-Mythen von vermeintlich Abgehängten, durch das arrogierte Stellvertreter-Leiden, durch Wissenschaftsfeindlichkeit prekär Gebildeter, durch das Faustrecht eines völlig enthemmten Liberalismus, durch den Terror von Sprach- und Meinungspolizei, durch die Verwechslung von Recht und Rache.
Aufklärung ist in Lebensgefahr, wenn das Partikularziel über die Solidarität gewinnt.
Wenn der Kompromiss vom Kuhhandel abgelöst wird.
Wenn die Faust über die Feder regiert.
Wenn die Instinkte den Intellekt besiegen.
Wenn der Populismus das Gemeinwohl verjagt.
Wenn der eine Mensch keine Ahnung mehr vom anderen hat.
Wenn Krähwinkel für die Welt gehalten wird.